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Trends · Drohnen

Aktuelle Entwicklungen im Drohnenbereich

Der Vormarsch von Drohnen im Kampfeinsatz der Gegenwart lässt keine Anzeichen einer Verlangsamung erkennen. In der Tat werden sie immer wichtiger. Seit dem letztjährigen zusammenfassenden Artikel im CNTR Monitor hat sich die Integration von künstlicher Intelligenz in Drohnen intensiviert und zeigt sich besonders in den Bereichen Zielerkennung und -identifizierung, Schwarmverhalten und Zielbekämpfung. Außerdem geht das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Drohnen und Drohnenabwehr immer noch weiter, wobei jede Seite abwechselnd die Oberhand gewinnt, um dann von der anderen überholt zu werden. Angesichts der schlechten Aussichten für eine internationale Regulierung der Drohnenkriegsführung und der dynamischen Trends der technologischen Entwicklung muss der Drohnenabwehr sowohl im militärischen als auch im zivilen Bereich besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden.

Als wir im letzten Jahr berichteten, dass die Ukraine im Jahr 2024 eine Million Drohnen im eigenen Land produzieren wollte, erschien dieses Ziel sehr ehrgeizig. Nach Angaben von Präsident Zelensky lag die tatsächliche Zahl jedoch bei 2,2 Millionen.1 Für 2025 wurde eine Inlandsproduktion von 4,5 Millionen angekündigt, und die Erwartung scheint nicht unrealistisch, dass diese Zahlen noch einmal übertroffen werden.2 Es ist daher davon auszugehen, dass die Idee der Drohne als wichtigem Masseninstrument in militärischen Kreisen weiter an Boden gewinnen wird. Die Bedeutung der Drohne auf dem Schlachtfeld beeinflusst jetzt sogar die deutsche Beschaffung, die im Bereich der Drohnenbewaffnung notorisch hinterherhinkt. Anfang April kündigte das deutsche Verteidigungsministerium die Beschaffung einer unbekannten Menge an Loitering Munition an, zunächst in kleinen Mengen zu Testzwecken, gefolgt von einer größeren Menge am Ende des Jahres.3 Außerdem wurde die Beschaffung von drei weiteren Heron TP-Kampfdrohnen angekündigt, womit sich die Gesamtzahl auf acht erhöht. Angesichts dieser und anderer Entwicklungen ist es klar, dass Drohnen in den kommenden Jahren die neue zentrale Rolle auf den Schlachtfeldern weltweit spielen werden.

Auch hier ist die Ukraine das aktuelle Testgebiet für neue Arten von Drohnenoperationen, wie etwa Schwarmangriffe. Im Zusammenhang mit der Drohnentechnologie bezieht sich das Schwärmen auf die autonome Koordination zwischen mehreren – und oft großen Anzahlen von – Drohnen. So haben beispielsweise am 1. Juni etwa 150 Drohnen in einer von den ukrainischen Behörden als „Pavutýna“ (Spinnennetz) bezeichneten Operation die strategische Bomberflotte Russlands über Tausende von Kilometern innerhalb Russlands erfolgreich angegriffen. Die Drohnen wurden in zivilen Lieferfahrzeugen, die von ahnungslosen russischen Fahrer*innen gesteuert wurden, in die Nähe der Stützpunkte gebracht. Und weniger als drei Wochen später wurde im Rahmen der der Operation „Am KeLavi“ (Aufsteigender Löwe), der jüngsten israelischen Militäraktion gegen den Iran, eine unbekannte, aber beträchtliche Anzahl von Drohnen Monate vor dem Angriff in den Iran geschmuggelt, um Kommunikationsknoten oder Luftverteidigungsanlagen auszuschalten und Verwirrung über den Verbleib der Kämpfer*innen der Israelischen Verteidigungskräfte (IDF) zu stiften. Diese Operationen scheinen die nächste Stufe der Drohnenkriegsführung anzudeuten: hochgradig koordinierte Schwarmangriffe. Im zivilen Bereich können Drohnenschwärme inzwischen den koordinierten und choreografierten Einsatz von über 10.000 Drohnen umfassen. Ein Angriff dieser Komplexität und dieses Ausmaßes ist bedeutsam, da der militärische Einsatz von Drohnenschwärmen bis vor kurzem eher zurückhaltend gehandhabt wurde. Es ist noch unklar, ob und inwieweit die etwa 150 Drohnen, die russische Einrichtungen angriffen, sich tatsächlich als Schwarm autonom koordinierten oder überwiegend einzeln gesteuert wurden. Die Tatsache, dass der gleichzeitige Angriff eine so große Auswirkung hatte, wird jedoch weitere Entwicklungen im Bereich des militärischen Schwarmverhaltens und der Entwicklung von KI-Lösungen erheblich vorantreiben.

Ein weiterer sehr interessanter Aspekt des „Spinnennetz“-Angriffs ist, dass die Fernteuerung zumindest einiger entweder bedeuten würde, dass es bei der Steuerung eine Zeitverzögerung gab oder dass die Bedienenden sich relativ nahe an der Anlage befanden und nur begrenzte Chancen hatten, zu entkommen –, während andere Drohnen sich auf KI verließen, um relevante Flugzeuge zu identifizieren, die einen Angriff wert waren. Nach der Definition der Pentagon-Direktive 3000.09 würden diese Drohnen als autonome Waffe gelten. Autonomes Zielen ist zwar nichts Neues, aber dank KI wird es in Zukunft in immer mehr Systemen Einzug halten. Auch Deutschland geht davon aus, dass Loitering Munition KI zur Zielerfassung nutzen werden, wenn auch derzeit nur zur Unterstützung menschlicher Operateur*innen.4

Eine ukrainische FPV-Drohne (First-Person View) mit Glasfaser-Kommunikationskanal im Flug. Die Drohne trägt eine Nutzlast und ist über einem Feld zu sehen.
Ukrainische FPV-Drohne mit Glasfaser-Kommunikationskanal.Source: АрміяІнформ (Nachrichtenagentur des Verteidigungsministeriums der Ukraine) via Wikimedia Commons, CC BY 4.0.

Eine andere Entwicklung führt diese Ideen noch einen Schritt weiter. Wie im letzten Jahr berichtet, haben sowohl die USA als auch China KI-Piloten für konventionelle Kampfjets entwickelt, die die Option eröffnen, den Menschen als schwächstes Glied im System der Kampfflugzeuge zu beseitigen. Diese Entwicklung ist nicht mehr auf die beiden führenden KI-Nationen, die USA und China, beschränkt. In der Zwischenzeit, im Jahr 2025, hat der deutsche KI- und Drohnenanbieter Helsing zusammen mit der Verteidigungssparte von Saab einen KI-Agenten, „Centaur“, entwickelt, der nicht nur ein echtes Flugzeug steuern, sondern es auch in einem simulierten „Beyond Visual Range“ (BVR) Luftkampf führen könnte.5 Laut Helsing haben die Unternehmen „diesen wichtigen Meilenstein in weniger als sechs Monaten von der Konzeption bis zu den ersten Flügen erreicht.“ Es wäre naiv, anzunehmen, dass solche Experimente und Entwicklungen in anderen Ländern nicht bereits im Gange sind. Damit besteht die Möglichkeit, dass andere Länder ähnliche Technologien einsetzen, um die Kampfkraft ihrer alternden Flotten ohne die Kosten einer Neubeschaffung erheblich zu erhöhen und damit regionale Gleichgewichte stören.

In Anbetracht all dieser Entwicklungen ist es offensichtlich, dass die Bekämpfung des Drohnenkriegs und die Bekämpfung des Drohnenkriegs nicht nur in den wissenschaftlichen Labors, sondern auch auf dem Schlachtfeld zu einem Katz-und-Maus-Spiel geworden ist. In der Ukraine sind große Landstriche mit extrem langen Fäden bedeckt, die man mit riesigen Spinnenfäden verwechseln könnte. Bei diesen Fäden handelt es sich jedoch keineswegs um natürliche Fasern, sondern um die Überreste von so genannten „Fly-by-Wire“-Drohnen. Um elektronische Störungen zu vermeiden, werden immer mehr Drohnen über extrem dünne Glasfaserkabel gesteuert, die in der Regel zwischen 9 und 20 Kilometern lang sind, und kopieren damit (zumindest bis zu einem gewissen Grad) ähnliche Entwicklungen im Bereich der Torpedos.6

Es liegt auf der Hand, dass viele Drohnenabwehrsysteme, die sich auf elektronische Kriegsführung stützen, gegen Systeme, die Fly-by-Wire-Drohnen oder ähnliche autonome Gegenstücke einsetzen, nutzlos sind. Die nächste Version des deutschen Kampfpanzers Leopard A8 wird ein aktives Verteidigungssystem namens „Trophy“ erhalten, das den Panzer vor Panzerfäusten und Drohnen schützt.7 Ein weiteres Beispiel ist die Ausschreibung des Beschaffungsamtes der Bundeswehr für eine neue Bordkanone für die Schiffe der Deutschen Marine. Ein wichtiges Merkmal dieser neuen 30-mm-Kanone ist ihre Integration in die bestehenden Feuerleitsysteme sowie die Fähigkeit, sogenannte Air-Burst-Munition zur Drohnenabwehr abzufeuern.8 Dies gilt auch für Skyranger, dem neuen System der Bundeswehr für die taktische Flugabwehr.

Zusammengefasst: Die Drohnenkriegsführung entwickelt sich rasant weiter, angetrieben durch KI, Massenproduktion und neue Taktiken wie Schwärmen und faseroptische Steuerung. Solche Entwicklungen stellen die traditionelle Verteidigung vor große Herausforderungen. Angesichts dieser Dynamik und des bedauerlichen Stands der internationalen Rüstungskontrolle sind hohe Investitionen in kreative Drohnenabwehrtechnologien und die Förderung der internationalen Zusammenarbeit bei der Forschung und Entwicklung zur Drohnenabwehr eindeutig das Gebot der Stunde.

  1. PS01 [@PStyle0ne1]. (2025, 23. Februar). Last year, we made 154 artillery systems. This is more than all NATO countries combined. This year, we will try to make even more. I also said that we would make 1 million drones last year - we made 2.2 million FPV + 100 thousand - long-range. This year, we will make more, - Zelensky. [Video angehängt] [Post]. X. https://x.com/PStyle0ne1/status/1893692638278070678
  2. Axe, D. (2025, 12. März). 4.5 Million Drones Is A Lot Of Drones. It’s Ukraine’s New Production Target For 2025. Forbes Magazine. https://www.forbes.com/sites/davidaxe/2025/03/12/45-million-drones-is-a-lot-of-drones-its-ukraines-new-production-target-for-2025/
  3. Wiegold, T. (2025, 3. April). Schnelle Beschaffung von Loitering Munition: Bundeswehr steigt in den Drohnenkrieg ein (Neufassung). Augen geradeaus!. https://augengeradeaus.net/2025/04/schnelle-beschaffung-von-loitering-munition-­bundeswehr-steigt-in-den-drohnenkrieg-ein-neufassung/
  4. See, for example, Donaustahl. (n.d.) Loitering Munition Maus (DS-M-V1A1). https://donaustahl.com/maus/
  5. Wang, A. (2025, 17. Juni). Taiwan seals Ukraine combat-tested drone software deal to help deter China. Reuters. https://www.reuters.com/business/aerospace-defense/taiwan-seals-ukraine-combat-tested-drone-software-deal-help-deter-china-2025-06-17/
  6. Altman, H. (2025, 28. Mai). Inside Ukraine’s Fiber-Optic Drone War. The War Zone. https://www.twz.com/news-features/inside-ukraines-fiber-optic-drone-war
  7. Bundeswehr. (2024, 29. Oktober). Kampfpanzer Leopard 2 bekommt unsichtbaren Schutzschild. Bundeswehr. https://www.bundeswehr.de/de/meldungen/leopard-2-unsichtbares-schutzschild-5853144
  8. e-Vergabe. (2025, 11. Juni). Q/S2AE/RA053/35141 (qNFMLG). Beschaffungsamt des BMI, Bundesministerium des Innern. https://www.evergabe-online.de/tenderdetails.html?0&id=779132